CS on Tour
1. Etappe: San Sebastian -> Oloron-Sainte-Marie, 169 km, 2’961 Hm
Am 22. Juli starteten wir, nach den obligaten Teamfotos, um 09:00 Uhr zur Tour de Credit Suisse 2019. Alle 25 Teilnehmer waren gespannt und euphorisch. Das Feld setzte sich zu Beginn gemütlich in Bewegung, da wir uns zuerst durch den Verkehr raus auf ruhigere Strassen manövrieren mussten. Schon gleich ging es in den Aufstieg zum ersten Hügel (Gurutze) der Tour, nach einer kurzen Abfahrt begann dann bereits der Anstieg zum zweiten Hügel (Aritxulegi) des Tages und dann auch schon zum dritten Hügel (Agiña). Da es sich bei diesen ersten drei Erhebungen nur um kleinere Hügel handelte, gab es auch keine Schilder am Ende des Anstiegs. Diese drei Anstiege genügten aber bereits, um das Fahrerfeld in zwei Gruppen zu teilen. Nach der Abfahrt vom dritten Hügel war das Terrain dann für die nächsten rund 40 km immer leicht ansteigend, bevor dann der erste kleine Pass des Tages kommen sollte. Wir harmonierten in der ersten Gruppe sehr gut und kamen entsprechend flüssig voran. Aber nach rund zwei Dritteln dieser leicht ansteigenden Strecke, nach gerade mal knapp 65 gefahrenen Kilometern, passierte es: Mein Vordermann stand unvermittelt auf und schob dabei sein Hinterrad ziemlich stark nach hinten, sodass es sich leicht mit meinem Vorderrad überlappte, dabei begann er gleichzeitig in einen starken Wiegetritt zu gehen und kippte sein Rad von einer Seite zur anderen. Dabei touchierten sich unsere Räder und ich musste nach rechts dagegenhalten. Da er dann sein Rad wieder nach vorne zog und ich weiter nach rechts tendierte, bewegte ich mich mit meinem Rad zum Strassenrand hin. Ich ging voll in die Bremsen, danach hing ich mit meinem rechten Arm an einer Betonmauer auf der anderen Seite der Leitplanke und meine Beine baumelten in die Tiefe. Ich merkte, dass ich mich so nicht halten konnte und schaute nach unten. Es ging rund 3.5 m in die Tiefe, wo es zum Glück grün und nicht felsig oder Beton war. Also liess ich mich fallen und landete auf den Füssen. Nun stand ich da in Brennnesseln und schaute mich um und dann nach oben, wo die ersten Kollegen über die Leitplanke nach unten schauten und mich fragten, wie es mir gehe. Ich versuchte zu realisieren, was jetzt gerade passiert war. Ich habe meine Beine und meine Arme angeschaut und sie bewegt, um zu sehen ob etwas gebrochen ist. Ich bewegte danach meinen Kopf und meinen Oberkörper, auch da zum Glück keine Schmerzen. Somit konnte ich feststellen, dass ich an diversen Stellen auf der rechten Seite des Körpers Schürfungen hatte und dass ich mein rechtes Knie wohl an der Leitplanke aufgeschlagen hatte. Wir merkten schnell, dass diese Betonstützmauer viel zu hoch war und man mich nicht dort hochziehen konnte. Ein Kollege ging etwas die Strasse runter und meinte dann, dass es dort eine Stelle gäbe, wo es klappen könnte. Dafür musste ich mich aber rund 7 Meter durch ein Dickicht an fast Mannshohen Brennnesseln und irgendwelchen Dornenbüschen kämpfen. Ich versuchte, die Brennnesseln so gut es ging mit den Radschuhen auf den Boden zu drücken, doch streiften mir auf dem ganzen mühsamen Weg fortwährend Brennnesseln und Dornen an den Beinen. Beim Kollegen angekommen, konnten wir uns gerade so die Hand reichen und er konnte mich nach oben ziehen. Mehrere Kollegen kamen sogleich herbei und fragten, ob ich etwas brauche, ob alle ok sei oder ob ich mich nicht hinsetzen möchte. Da ich eine massive Überdosis an Adrenalin in meinem Körper hatte, fühlte ich keine Schmerzen, ausser das unsägliche Brennen an den Beinen und mein Fokus galt meinem Fahrrad. Es stand so an der Leitplanke, wie ich es verlassen hatte. Bis auf ein paar kleine Kratzer an der Gabel und am Hinterbau war mein Fahrrad unversehrt.
Dicke Beine ohne Wunden sind schon mühsam, aber so war es echt zum Heulen
Dani Frick
5 Etappen, 773.9 km und 13'046 Höhenmeter
Nun konnte ich auch sehen und nachvollziehen, wie mein Sturz, nachdem ich mit meinem Knie auf die Leitplanke aufgeschlagen bin, abgelaufen ist. Auf der anderen Seite der Leitplanke gab es eine rund 60 cm breite Rasenfläche, auf welche ich zuerst gefallen war, bevor sich meine Beine und mein Körper weiter gedreht hatten und dann nach unten fielen, wo ich mich dann am rechten Am hängend wiederfand. Diese Rasenfläche hat meinen Sturz wohl massgeblich verlangsamt und ‘abgefedert’. Ich hatte sehr grosses Glück im Unglück! Hätte sich der Sturz nämlich nur 5 Meter später ereignet, dann wäre bereits keine Rasenfläche mehr da gewesen, die mich gebremst hätte und ich wäre direkt rund 7 Meter tief auf eine Betonplatte geknallt; nicht auszudenken was dann passiert wäre.
Ich fragte meine Kollegen, ob wir jetzt weiterfahren wollen, denn es ging noch rund 30 km bis zum geplanten Mittagshalt und der erste Pass musste ja vorher auch noch bewältigt werden. Sie fragten mich, ob ich nicht zuerst im nächsten Dorf kurz eine Pause machen möchte und etwas trinken. Eigentlich wollte ich nicht, liess mich dann ab er überreden. Es stellte sich heraus, dass es mehrere Teilnehmer, welche den Sturz von hinten gesehen hatten, stark beschäftigte und sie dies auch kurz mal verdauen mussten. Wir fanden einen schattigen Ort, wo ich meine Wunden mit Wasser etwas waschen konnte und ich erhielt Eiswürfel, um mein Knie zu kühlen. Nach einer Viertelstunde brachen wir dann wieder auf und meine Beine brannten wie Feuer. Wir machten uns auf den Weg zum Izpegi Pass, ich hatte keine starken
Schmerzen auf dem Fahrrad. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt im Aufstieg zum Pass merkte ich, wie das Adrenalin wieder zurück ging, erst da realisierte ich halbwegs was passiert war und wieviel Glück ich gehabt hatte.Nachdem wir die Passhöhe erreicht hatten ging es nur noch bergab zum Lunchstopp, wo wir dann auch die zweite Gruppe wieder antrafen, welche uns eingeholt hatte, als wir unsere unplanmässige Pause eingelegt hatten. Alle wollten wissen, wie es mir gehe und was denn passiert sei. Ich setzte mich an den Tisch und merkte bald, dass meine beiden Beine extrem stark kribbelten, so wie wenn einem der Arm einschläft, ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich schaute auf meine Beine und musste mit Schrecken feststellen, dass sie mit Blasen übersät waren. Nach einem Teller Pasta und viel Flüssigkeit, versuchte
ich auf der Toilette des Lokals nochmals, meine Beine mit kaltem Wasser zu waschen. Leider half dies nur wenig. Ich wollte nur noch ins Hotel und fragte, die Kollegen mit welchen ich bereits letztes Jahr die meiste Zeit gemeinsam gefahren bin, ob sie auch schon aufbrechen mochten, denn es war bereits kurz nach 14:00 Uhr und die Temperatur bewegte sich bei etwa 36 Grad. Sie bejahten und wir machten uns dann zu fünft auf zum grössten Hindernis des Tages. Es fühlte sich etwas eigenartig an, als ich wieder aufs Rad stieg, doch ging dann das Kribbeln in den Beinen relativ schnell weg und die Beine brannten nur noch. Schon kurz darauf begann die Strasse wieder langsam zu steigen und wir befanden uns bald am Fusse des Anstiegs zum Ahusguy. Ein rund 11 km langer Aufstieg mit durchschnittlich 8% Steigung. Auf dem ganzen Aufstieg gab es etwa drei Bäume und die Sonne brannte die ganze Zeit auf die Strasse. Schon kurz nachdem wir den Aufstieg begonnen hatten, kam die erste Rampe mit etwa 17% Steigung, dann wurde es wieder etwas erträglicher, kurz fast flach und dann bereits wieder 16%, dann 18%, dann wieder etwas weniger und einen Augenblick flach, bevor es wieder mit 12-14% weiterging. Da folgte ein etwa 1 km langes Flachstück, bevor dann der letzte Teil der Steigung mit weiteren 16% Rampen folgte. Der Aufstieg war ein enormer Kampf, meine Beine brannten nicht nur auf Grund der Brennnesseln, sondern auch auf Grund der Anstrengung und der ungefähr 38 Grad Temperatur, die um diese Zeit herrschten. Als Dritter oben angekommen, verschnauften wir erstmal und warteten noch auf unsere Kollegen, bevor wir uns dann in die Abfahrt stürzten. Vielen Teilnehmer mussten dem steilen Anstieg und der hohen Temperatur Tribut zollen und mussten das eine oder andere Mal absteigen und ihr Fahrrad schieben. Am Fusse der Abfahrt hielten wir Ausschau nach einem Laden, um kalte Getränke zu kaufen, da unsere Bidons leer waren und es anscheinend in dieser Region praktisch keine Brunnen gab. Nachdem wir unseren immensen Durst löschen konnten, ging es noch rund 27 km in leicht coupiertem Gelände bis zum Hotel in Olon-Sainte-Marie. Froh, diesen ereignisreichen Tag überstanden zu haben, freute ich mich auf die wohlverdiente Dusche. Spannenderweise brannten die verschiedenen Schürfungen unter der Dusche nicht, aber meine Beine brannten weiterhin enorm. Wenigstens haben sich gegen Abend die Blasen wieder zurückgebildet. Nach dem Nachtessen nahm ich noch eine Dafalgan Tablette, die ich noch in meinem Neccesaire gefunden hatte und versuchte, mich zu erholen und zu schlafen.
Dieser Sonnenuntergang hat für alles entschädigt was bis jetzt schief gelaufen ist.
Die dritte Etappe
Arreau -> Sort, 139.2 km, 2’810 Hm
Nach einer weiteren nicht sehr erholsamen Nacht, durfte ich mit grosser Freude feststellen, dass das Brennen in den Beinen nun endlich abgeklungen war. Da die heutige Etappe etwas kürzer war, konnten wir es uns erlauben, etwas später zu starten. So machten wir uns dann um 08:45 Uhr auf direkt vom Hotel in den Aufstieg zum Col de Peyresourde. Eher ein längerer, aber dafür moderater Anstieg, aber auch der hat es in sich, wenn man ohne langes Einrollen direkt loslegt. Die
grosse Gruppe teilte sich deshalb auch ziemlich rasch in die gewohnten kleinen Gruppen. Bei noch angenehmen Temperaturen fuhren wir den ersten Pass des Tages relativ flüssig hoch und machten uns dann auf in die schnelle Abfahrt
nach Bagnères-de-Luchon. Einmal quer durch den beschaulichen Ort und schon ging es in den Aufstieg zum Col du Portillon, welcher eher kurz war, dafür aber steiler als der Vorherige. Bei diesem Aufstieg machte sich mein rechtes Knie bemerkbar und ich musste daher etwas an Tempo rausnehmen. Auf der Passhöhe sammelten wir uns wieder und begaben uns
auf die kurze Abfahrt. Kaum unten angekommen, begann schon die lange, stetig steigende Anfahrt zum Port de la Bonaigua,
dem mit 2072 m höchsten Pass Kataloniens. In diesem schleichenden Anstieg zum heutigen Mittagshalt bekam ich Probleme, dem Tempo unserer Gruppe folgen zu können. Mein Knie schmerzte stärker und ich konnte gewisse Gänge nicht mehr richtig treten. Meine Kollegen verlangsamten das Tempo etwas und ich konnte im Windschatten bis zum Mittagshalt mitfahren. Dort halfen mir Cola und ein Teller Pasta, wieder zu Kräften zu kommen. Im Anschluss machten wir uns dann auf, den mehr als 20 km langen Anstieg zur Passhöhe in
Angriff zu nehmen. Glücklicherweise war die Strasse nicht sehr steil, sodass sich der Aufstieg trotz der Schmerzen im Knie relativ gut in einem ansprechenden Tempo absolvieren liess. Da es bereits wieder sehr heiss geworden war, machten wir im Restaurant auf der Passhöhe einen kurzen Halt und versorgten uns mit Flüssigkeit. Von da ging es die nächsten 20 km den Pass runter und dann noch 30 km ebenfalls immer leicht abfallen hinunter nach Sort ins Hotel. Im Stile eines Mannschaftszeitfahrens legten wir diese letzten 30 km zum Hotel zurück, leider mit permanentem starken Gegenwind. Wenn man an der Spitze war und seine Führungsarbeit erledigte, hatte man jeweils das Gefühl jemand blase einem mit einem Föhn ins Gesicht, der Wind fühlte sich so heiss an. Als wir in Sort eingefahren sind, zeigten die Temperaturanzeigen Werte zwischen 36 und 42 Grad an. Am Ziel angekommen, waren wir froh über die Klimaanlage im Zimmer und die kühle Dusche.
4. Etappe : Sort -> Puigcerda, 141.2 km, 3'013 Hm
Die vierte Etappe
Sort -> Puigcerda, 141.2 km, 3’013 Hm
Die letzte Nacht war etwas besser als die davor, aber der Wundschorf am Knie machte sich immer wieder bemerkbar. Eine weiter kürzere Etappe stand heute auf dem Programm. Einmal quer durch Andorra über den Port d’Envalira, mit 2’407 m der höchste Pass der Pyrenäen. Um der Hitze des Tages möglichst auszuweichen, starteten wir heute wieder etwas früher. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns um 07:40 Uhr vom Hotel aus gleich in die erste Steigung des Tages hinauf zum Coll del Cantó. Achtung, fertig, los: 19 km lang und etwas über 1’000 Höhenmeter zu bewältigen und das mit kalten Beinen. Nicht verwunderlich, dass sich das Feld der Teilnehmer schon innert kürzester Zeit in viele kleine Gruppen aufteilte. Bei noch angenehmen Temperaturen war aber auch dieser Anstieg nicht ganz ohne, aber wir kamen ziemlich flüssig voran. Erfreulicherweise waren die Schmerzen in meinem Knie an diesem Morgen fast nicht zu spüren. Auf der Passhöhe sammelten wir uns. Ich musste noch meine Bidons nachfüllen, da meinten meine Kollegen, dass sie schon mal vorausfahren, da ich sie ja sowieso einholen werde. Nachdem ich meine Bidons aufgefüllt hatte, begab auch ich mich auf die 26 km lange Abfahrt. Da sich mein Knie relativ gut anfühlte, gab ich etwas Gas, um zu meinen Kollegen aufzuschliessen. Schon bald sah ich sie und holte zu ihnen auf. Wie immer in den Abfahrten, begab ich mich dann an die Spitze der Gruppe und fuhr meine Linie und mein Tempo. Da es auf dieser Abfahrt diverse eher technische Passagen gab, öffnete sich zwischen mir und meinen Kollegen eine immer grösser werdende Lücke, bis ich sie beim zurück schauen nicht mehr sehen konnte. Da tauchte aber vor mir ein weiterer Kollege aus England auf, welchen ich dann aucH bald ein- und überholt hatte. Er hängte sich dann aber an mich
dran und konnte mir bis zum Ende der Abfahrt folgen. Unten angekommen schauten wir uns zurück und sahen, erstaunlicherweise, niemanden. Da wir auf einer Hauptstrasse waren und nicht einfach anhalten wollten fuhren wir in normalem Tempo weiter. Wir gingen davon aus, dass uns unsere Kollegen bald einholen werden. Weit gefehlt. Wir fuhren die nächsten 43 km zu zweit, jeweils mit etwa 5 min Vorsprung auf unsere Kollegen in Richtung Andorra, über die Grenze und dann in Richtung des Port d’Envalira. Vom Ende der Abfahrt vom Coll de Cantó bis zur Passhöhe des Envalira steigt die Strasse permanent an. Wir harmonierten sehr gut und lösten uns regelmässig in der Führungsarbeit ab. Die Fahrt durch Andorra Stadt war aber alles andere als schön. Die Stadt ist weder schön anzuschauen noch trug der viele Verkehr dazu bei, dass wir die Fahrt durch Andorra hätten geniessen können. Etwa 13 km vor der Passhöhe war unser Lunchstopp geplant. Uns kamen diverse Radprofis entgegen, welche sich zu dem Zeitpunkt nicht an der Tour de France befanden. Da die Steigung während der ganzen Zeit sehr moderat war, kamen wir sehr gut voran. Die doch sehr zahlreichen Lastwagen auf dieser Strecke machten das Erlebnis allerdings nicht besser. Beim Lunchstopp angekommen, waren wir froh, dass wir etwas von der Strasse weg die Sicht in die Berge und Skigebiete Andorras geniessen konnten. Fünf Minuten später trafen dann auch unsere Kollegen ein und schlossen sich uns an. Nachdem wir uns mit einem Sandwich und Cola gestärkt hatten, nahmen wir noch den restlichen Anstieg in Angriff. Sobald sich die Strasse verzweigte und die Autos, Lastwagen und Busse durch den hoch gelegenen Tunnel konnten, war es wieder angenehm auf dem Fahrrad und wir konnten die letzten paar Kilometer des Passes geniessen. Nachdem wir auf der Passhöhe ein paar Fotos gemacht hatten setzten wir unsere Fahrt fort und fuhren in der Abfahrt des Passes wieder über die Grenze nach Frankreich, wo sich dann die Strasse bald gabelte und wir in eine kurze Gegensteigung auf den Col de Puymorens einbogen. Diese brachten wir rasch hinter uns. Danach folgte eine beinahe 30 km lange Abfahrt zum heutigen Etappenziel. Auch bei dieser Abfahrt hatten wir wieder starken Gegenwind, was uns den Spass aber nicht verderben konnte.
Das Finale
Puigcerda -> Roses, 169.1 km, 1’393 Hm
Nach der ersten erholsamen Nacht seit dem Sturz am ersten Tag war das extrem reichhaltig Frühstück das zweite Highlight des Tages. Alle Teilnehmer freuten sich auf die letzte Etappe der Tour ans Mittelmeer. Vor dem Start zu dieser nochmals sehr langen Etappe um 08:40 Uhr, stellten wir uns noch für ein Gruppenfoto auf, bevor wir dann als grosse Gruppe aus Puigcerda rausfuhren. Das Profil der letzten Etappe war nicht allzu schwierig, zwei kleiner Berge ohne wirklich steile Passagen und grosse Schwierigkeiten. Zuerst ging es aber auf der Fläche los, wo man sich richtig einrollen konnte. Dann in die erste Steigung zum Collada de Toses. Bereits bei diesem Aufstieg spürte ich, dass mit meinem Magen etwas nicht ganz in Ordnung war, weshalb ich etwas Tempo rausnahm und die schöne Landschaft genoss. Auf der Passhöhe sammelten wir uns wieder, da der Berg nicht sehr anspruchsvoll war, waren wir dann beinahe das halbe Team. Wir begaben uns dann gemeinsam auf die fast 40 km lange Abfahrt, welche uns allen grossen Spass bereitete, bevor wir dann zum zweiten kleinen Hindernis des Tages kamen, den Coll de Canes. Der Aufstieg war zwar auch 15 km lang, aber auch sehr moderat. Leider hatte sich mein Magen noch immer nicht erholt und ich brachte auch keine Gels oder Energieriegel runter. Ich hoffte stark, dass sich das später nicht in Form eines Hungerastes rächen würde. Am Fuss der Abfahrt vom zweiten Berg war dann unser Lunchstopp. Ich bestellte mir ein Sandwich, wovon ich allerdings nur die Hälfte essen konnte. Dafür kompensierte ich dies durch einen übermässigen Cola Konsum. Vom Mittagshalt waren es dann noch 70 km bis zum Ziel der Tour in Roses am Mittelmeer. Da wir uns beim Mittagshalte auf einer Höhe von rund 450 m befanden, ging es auf dem Weg ans Meer immer leicht bergab oder war dann leicht wellig. Die letzten 20 km waren dann praktisch flach. Diesen letzten Teil nahmen wir alle gemeinsam in Angriff. Das hiess also, dass wir ein Feld von 25 Radfahrern waren, welches sich dann mehrheitlich auf Hauptstrassen in Zweierkolonne fortbewegte. Landschaftlich war es nicht unbedingt ein tolles Teilstück und das Fahren auf Hauptstrassen war auch nicht sonderlich angenehm. Dazu kam dann noch der starke Gegenwind, der uns vom Meer aus entgegen blies. Doch wir brachten auch diese Kilometer noch hinter uns und waren dann glücklich und froh, als wir in Roses bei der Strandpromenade ankamen. Die Gruppe löste sich dann relativ rasch auf, einige gingen ins Hotel, andere mussten noch etwas für ihre Heimreise organisieren und wir sind zu Acht in eine Strandbar gegangen und musste uns selbstverständlich erstmal wieder hydrieren. Der Kellner schaute uns mit grossen Augen an, als wir 4 Liter Mineral, pro Person ein Cola und ein Bier bestellten. Kurz darauf durfte er genau die gleiche Bestellung nochmals bringen und im Anschluss dann noch Glacé für alle.
Diese Tour hatte es in Sich, mit dem Sturz am ersten Tag bekam sie für mich eine ganz andere Bedeutung im Vergleich zu den letzten beiden. Sie war eine weitere grossartige und emotionale Erfahrung, welche ich nie vergessen werde. Ich bin froh und sehr stolz, konnte ich die Tour regulär beenden und mit dieser Aktion dazu beitragen, dass blinde Menschen professionell ausgebildete Blindenführhunde erhalten. Auch durfte ich erneut wieder tolle Kollegen und Kolleginnen kennenlernen und mit ihnen zusammen durch teilweise sehr anspruchsvolle Situationen gehen und viele unvergessliche Momente erleben.
Auch wenn die Tour in diesem Jahr auf Grund der etwas weniger Höhenmeter vielleicht auf den ersten Blick einfacher erscheint, das war sie ganz und gar nicht. Die grosse Hitzewelle, die praktisch die ganze Woche über die Temperaturen am Nachmittag über 35 Grad steigen liess, hat sich bei allen Teilnehmern bemerkbar gemacht und diese Tour entsprechend hart. Ich konnte auch dieses Jahr von meinen Erfahrungen der letzten zwei Touren stark profitieren, nicht nur während der Tour, sondern auch in den Vorbereitungen dazu. Die Tour de Credit Suisse 2019 wird mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben.
Ich danke Euch an dieser Stelle nochmals herzlich für Eure grosszügigen Spenden zu Gunsten der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenhunde!